Lukijat

perjantai 28. joulukuuta 2012

Glöckerlauf in Salzburg



 


 


Als EtnologIn bin ich immer auf dem Feld (Feldarbeit), auch als Tourist. Wir EtnologInnen haben einen sog. ethnologischen Blick und mit diesem ethnologischen Blick überwachen wir verschiedene Phänomene, Episoden, Dinge und Happenings. Am Anfang letzten Jänner war ich von meinen alten österreichischen KollegInnen und FreudInnen ins Salzgammergut und nach Salzburg und nach Bayern eingeladen. Wir sind alle EthnologInnen und haben uns schon seit 1992 in einem Kongress kennengelernt. Sie hatten ein volles Programm für mich organisiert, sowie moderne – zum Beispiel  eine Weinprobe  – als auch traditionelle Volkskultur wie den Glöckerlauf. Glöcklerlauf war auf unserem Programm, weil eine KollegIn als Leiterin des Referates Salzburger Volkskultur arbeitet. Nach meinen Observationen und Interpretationen war der Hauptanteil der Zuschauer Einheimische obwohl Salzburg voll von Touristen war. Die Leute schienen Bekannte zu treffen, zu plaudern und Schnäpse zu geniessen.  

In der Volkskultur wird der Vorabend zum Dreikönigsfest allgemein als die grösste, die „foaste Raunacht“ bezeichnet. Im Salzkammergut, zum Beispiel am Attersee (wo eine KollegIn ein Sommerhaus hat) und in der Stadt Salzburg sind an diesem Tag, oft spät am Abend, die Glöckler unterwegs. Die Rauhnacht war auch für mich unbekannt. Der Name Rauhnacht kommt einerseits vom Räuchern und andererseits von Rau, den wilden Dämonen, die in diesen Nächten ihr Unwesen treiben. Es gibt regionale Unterschiede in der Zahl der Rauhnächte, aber  der 24.12. und der 5.1. sind als zwei „feiste“ genannt. Zwei andere wichtige sind der 21.12. und 31.12, diese sind die „magere“. In der Rauhnacht geht der Wirt oder die Wirtin durch das ganze  Haus rund und räuchert Weihrauch. Gleichzeitig wird auch Weihwasser versprengt und gebetet. Für mich scheinen die katholischen Traditionen als sehr mystisch, geheimnisvoll und exotisch.

Was sah ich dann? Zuerst wird die Strassenbeleuchtung ausgeschaltet, dann hört man wie die Glocken schellen und eine Gruppe von weissgekleideten Männern mit leuchtenden, mächtigen Kappen zum Platz laufen. Der erste  Mann, der Anführer hat in seiner Hand einen langen Glöcklerstock. Er erteilt auch die Befehle. Alle anderen tragen Glocken und Schellen an einem Ledergürtel. Sie laufen im Gänsemarsch, nach den Rhythmus von ihren Schellen. Am Platze laufen die Glöckler Kreise, Scheifen und Achter, die als Symbole der Fruchbarkeit und Unendlichkeit angesehen sind. Das besondere visuelle Kennzeichen sind die verschiedenen, bemalten oder kunstvoll beklebten Kappen aus Papier. Die Kappen sind vonnen innen mit einer Kerze beleuchtet. Die Motive sind verschieden: voran kommen immer Stern, Mond und Sonne, dann die Kappen mit der jeweiligen Jahreszeit. Andere Motive sind zum Beispiel die Symbole des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. Die Kappen sind selbstgebastelt. Mit der weissen Kleidung und den farbenprächtigen leuchtenden Kappen will man die Dämonen des Todes vertreiben und Finsternis und Kälte durch Licht und Wärme besiegen. Dabei will man auch Glück für das neues Jahr wünschen.

In einigen Orten sind die Teilnehmer Kinder, aber in Salzburg waren die Glöckler jüngere oder erwachsene Männer. Die Anzahl der Teilnehmer war über 20. Die Anzahl der Glöckler und Glocken ist wichtig, weil das Glück des neuen Jahres nach der Anzahl der Glöckler bemessen wird. Während der Pause haben die Organisatoren den Glöcklern Schnaps oder Glühwein angeboten. In kleineren Orten laufen die Glöckler durch den ganzen Ort und gehen von Haus zu Haus, aber in Salzburg sind sie nur auf zwei Plätzen gelaufen. Insgesammt dauerte das ganze – mit Trinken und Pausen auf zwei Plätzen – zirka zwei Stunden. In Salzburg haben die Glöckler Geld für Wohltätigkeitszwecke gesammelt.

Im Grossen und Ganzen war der Glöckerlauf für mich ein schönes, visuelles, auditives und exotisches Erlebnis, für die anderen, besonders für die einheimischen Zuschauer, natürlich etwas anderes. 

Danke Luice, Ulrika und Georg! 

Teksti perustuu saksan kurssin tehtävään keväällä 2008 sekä kenttämuistiinpanoihin 6.-10.1.2006 Salzburgissa, Salzkammergutissa ja Innerwaldissa. 

Quellen:
Luidold, Luice &  Kammerhof-Aggermann, Ulrika 2002: Im Winter und zur Weihnachtszeit. Bräuche im Salzburger Land, Gesamtausgabe auf CD-ROM, CD 1. 

Svoboda, Otto 1979: Alpenländisches Brauchtum in Farbe. Berlin-Darmstadt-Wien: C.A. Koch’s Verlag Nachf.